Wir lieben die Isla Canela wie eh und je und reisen mindestens einmal jährlich „nach Hause“. Dennoch ist dieser Bericht nicht mehr aktuell, denn schon lange machen wir dort keine Hotel-Urlaube mehr, sondern fühlen uns in einer von zwei Ferienwohnungen wohl, die wir dort kennengelernt haben.

Bei Gelegenheit werden wir diesen Artikel sicher überarbeiten.

Die Isla Canela, eine kleine spanische Halbinsel direkt an der Portugiesischen Grenze, ist schon fast eine zweite Heimat für uns geworden. Bevorzugt reisen wir im Herbst noch einmal in den Süden und tanken für die dunkle Jahreszeit noch einmal Sonne auf, schwimmen im Atlantik und genießen die absolute Ruhe des fast menschenleeren und endlosen Strandes.

In diesem Jahr fiel uns die Entscheidung ob wir wieder dorthin reisen schwerer als sonst, denn es war der erste Spanien-Urlaub den wir als Veganer geplant haben. Wir mögen „unser“ Hotel dort und eine Ferienwohnung war aus verschiedene Gründen ungünstig – allerdings konnten wir nicht einschätzen, ob wir im Hotel satt werden würden. Nunja, dachten wir, wird schon werden (ok, ehrlich gesagt, ganz so locker dachten wir das nicht, wir haben uns lange mit der Entscheidung getragen und schließlich dafür entschieden, aber ich will ja hier nicht entscheidungsschwach wirken 😉 ) Nun im Nachhinein sind wir wirklich froh, dass wir uns dafür entschieden haben.

Auf der Isla Canela sehen unsere Ferientage eigentlich alle gleich aus: Aufstehen, Yoga, Frühstück, am Strand spazieren gehen und schwimmen, Mittagessen in „unserer“ Strandbar, am Strand spazieren gehen und schwimmen, Abendessen, Abendspaziergang, einen gemütlichen Abend verbringen, schlafen. Gelegentlich variiert durch „Fahrradfahren“ anstatt „Spazieren gehen“ 🙂 Es ist einfach herrlich.

Zunächst: Das Essen im Hotel war völlig in Ordnung. Wir wurden immer satt, es gab täglich variierend viel Gemüse und vor allem Obst, beim Frühstück auch Soja-Milch und beim Abendessen eine reichhaltige Salatbar. Wir haben eben nur gegessen was definitiv vegan war. Das hat einen jetzt nicht völlig aus den Socken gehauen, aber satt wurden wir immer. Nach zehn Tagen ist uns auch zu omnivoren Zeiten jedes Hotelessen zu den Ohren rausgekommen und so waren wir nach unserer Rückkehr schon froh, zu Hause wieder was anderes essen zu können 🙂 Dennoch: Unsere große Angst vor dem Hotelessen war unbegründet.
Ein Traum war wie immer unsere geliebte Strandbar, das Chiringuito Bombadill, direkt am Strand – hier steht die abuela (Großmutter) noch selbst in der Küche und die Stimmung ist wundervoll, geradezu familiär. Die Leute hinter der Bar sehen aus wie Xavier Naidoo und James Dean. Um ehrlich zu sein: Dieses Chiringuito ist einer der Gründe, weswegen wir immer wieder dorthin fahren. Wir lieben es, sind jeden Tag dort und haben einige der schönsten Augenblicke unseres Urlaubes dort verbracht. Hier gab’s für uns täglich zumo de naranja natural, ensalada de tomates con ajo, pimientos fritos, patatas fritas, aceitunas y dos Café americano – also wundervollen Tomatensalat mit Knoblauch, Oregano und Olivenöl (mit traaaaaumhaftem Olivenöl!), frittierte Paprika und Pommes, dazu Oliven und leckeres Brot, frisch gepressten Orangensaft und cafe americano…. yummi! Der Kaffee ist dort so lecker, dass wir tatsächlich im Urlaub wieder täglich welchen getrunken haben, obwohl wir davon im Alltag ja ziemlich weg sind.

Zauberhaft war auch unser Besuch dort am späten Nachmittag, als die Sonne genau im richtigen Winkel stand und alles in dieses besondere Licht tauchte während wir diesen leckeren spanischen Kaffee genossen.

Und ebenfalls zauberhaft war der Samstagmittag, als wir eigentlich mit den Rädern auf dem Weg zum Markt waren, uns aber vor dem aufkommenden Regen ins Chiringuito retten konnten (wie praktisch 😉 ) und dort die einzigen Gäste waren, nur die Familie saß dort und schaute eine spanische Fernsehsendung („uno de los nuestros“) – ein fast intimer Moment der unheimlich schön war, obwohl oder gerade weil der Regen auf das Strohdach prasselte.

Der Atlantik zeigte sich diesmal von allen Seiten – mal war er so ruhig wie ein See, mal so rauh dass er daran erinnert, die liebevoll an die Wand gepinselte Traueranzeige für einen verstorbenen jungen Surfer, ernst zu nehmen. Immer war das Meer jedoch ein Traum. Wir waren fast täglich schwimmen und bei unseren langen Strandspaziergängen haben wir allerlei entdeckt. Wir hatten das Glück bei Springtide in Spanien zu sein, der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser lag bei fast drei Metern und durch den unheimlich flach abfallenden Strand macht das eine ganze Menge aus. Wir konnten zu Sandbänken schwimmen, haben Handtellergroße Muscheln gefunden, Unmengen Einsiedlerkrebse und Seesterne.

Ein besonderes Highlight (das außerdem unsere übliche Urlaubs-Routine gebrochen hat) war unser Ausflug nach Sevilla. Den haben wir uns schon lange vorgenommen und nun endlich, beim vierten Mal in Andalusien, haben wir diese wunderschöne Stadt auch besucht und konnten so gleich bei unserem ersten Besuch ausprobieren, wie es ist, vegan in Sevilla zu sein.

Die Stadt ist durchzogen von kleinen, bezaubernden, verwinkelten Gassen, die Innenstadt ist ein regelrechtes Labyrinth 🙂

Im Vorfeld haben wir herausgefunden, dass sich in einer kleinen Markthalle ein kleiner veganer Kuchenladen, „Veganitessen„, befindet – natürlich haben wir diesen aufgesucht und getestet. Nach unserer Kenntnis ist das Veganitessen der einzig rein vegane Laden in Sevilla. Hinter der Theke stand eine äußerst sympathische Dame mit der wir uns sehr lustig auf Spanisch-Englisch-Französisch verständigt haben. Wir haben einen veganen Flan und einen Bananen-Schoko-Kuchen probiert – beides typisch Spanisch sehr süß aber lecker. Vor allem aber war es schön, an einem Ort zu sein, an dem es etwas normales ist, vegan zu sein. Die nette Dame vom Veganitessen (wir haben leider versäumt nach ihrem Namen zu fragen) hat uns noch etwas vegan-freundliches zum Mittagessen empfohlen, das wir nach einem Bummel durch die Innenstadt auch aufgesucht haben („gesucht“ triffst übrigens ziemlich genau… lach). Zwischendurch waren wir noch in einem Supermarkt um mal zu schauen, wie das vegane Angebot hier so ist – vor allem die spanische Auswahl an Pflanzenmilch hat uns beeindruck – Sojamilch scheint hier zumindest im Supermarkt total normal zu sein.

Das Habanita, unsere Mittagsessens-Lokalität, ist eine kleine Bar in der die Speisekarte auch eine ganze Reihe veganer Gerichte enthält. Wir hatten Tomatensalat, Falaffel, frittierte Yucca, Pilzpfanne mit Reis und zum Nachtisch einen Karamell-Kokos-Pudding. Vor allem die Yucca war spannend und interessant – es schmeckte ein bisschen nach einer Mischung aus Banane und Kartoffel, wir fragen uns im Nachhinein ob es sich wohl um Maniok gehandelt hat. Insgesamt ist beim Habanita vor allem die Stimmung in dem süßen Hinterhof und die Tatsache dass es als solche bezeichnete vegane Speisen gibt hervorzuheben. Das Essen war durchaus ok, aber nicht bombastisch 😉 Dennoch auch hierhin vielen Dank für den schönen Nachmittag.

Der Spaziergang vom Habanita durch die Altstadt war faszinierend, denn es war Siesta-Zeit und Sevillas Tapas-Bars waren überfüllt von Spaniern die Ihre Mittagspause geradezu feierten und von verliebten Pärchen – sehr süß 🙂 Leider mussten wir wieder zu unserem Bus und konnten so nur ein paar Stunden dieser faszinierenden Stadt aufsaugen. Auf dem Weg dorthin sind wir aber ganz gemütlich spaziert, vorbei am Alcazar, an einer wunderhübschen Uni und am beeindruckenden Plaza de España. Es war ein sehr schöner Tag.

Weniger schöne Teile der Reise waren leider Hin- und Rückflug, denn TUIfly bietet kein veganes Menü an (auch nicht gegen Bezahlung), weswegen wir, nunja, leer ausgingen. Gut, man kann einen dreistündigen Flug auch ohne Essen überstehen, durch die Anreisezeiten zum Flughafen und das dünne (magere, quasi nicht vorhandene) vegane Angebot am Flughafen in Faro (bzw. die sehr frühe Abreise aus Deutschland) hatten wir aber einfach Hunger. Auf dem Hinflug hatten wir Müsliriegel dabei, auf dem Rückflug vorher noch schnell mitgebrachte Brötchen gegessen, trotzdem war’s irgendwie blöd. Hier sehen wir bei der Fluggesellschaft einfach Verbesserungspotential.
Alles in Allem hatten wir (wieder mal) einen traumhaften Urlaub, auch wenn leider auch manche private Sorge ihren Weg nach Spanien gefunden hat. Nun sind wir wieder zu Hause und werden die schönen Momente abspeichern, die Sonne im Herzen behalten und die getankte Kraft gut verteilen. Wie nach jedem Urlaub sind wir glücklich über die schöne Zeit und glücklich über unser schönes Zuhause. Ich glaube, genau so muss das sein.