Manchmal sucht man nach etwas und findet etwas ganz anderes. Diesen Winter war das bei uns gleich in doppelter Hinsicht so: Wir haben nach einem Urlaubsziel gesucht – in Berlin, in Dänemark, an der Nordsee, sogar auf den Kanaren. Und gefunden haben wir etwas ganz anderes: Reykjavík. Dort haben wir nach dem Nordlicht gesucht, dieser traumschönen Erscheinung die fast jeder gerne mal sehen möchte der davon gehört hat. Gefunden haben wir ein atemberaubendes Land mit großartigen Bewohnern. Aber eins nach dem anderen 😉

Achtung, Allergikerhinweis: Dieser Reisebericht kann Spuren von Begeisterung enthalten!

Seid ihr verrückt geworden? – oder: Im Januar nach Island

Zweifellos hatten wir im Herbst des vergangenen Jahres eine richtig blöde Zeit, die traurig und anstrengend war und die Erinnerungen an unseren Herbst-Urlaub in Spanien schnell verblassen ließ. Im Dezember wurde es nun wieder ruhiger und es war relativ schnell klar, dass wir so schnell wie möglich wieder weg wollen – um dem Kopf etwas Ruhe zu gönnen und Neues zu erleben. Wir haben hin und her überlegt und plötzlich – wir wissen gar nicht mehr genau wie – war Reykjavík bei uns im Gespräch und genauso plötzlich hatten wir eine Ferienwohnung, Hin- und Rückflug und ein Auto gebucht. Zack. Wir waren unglaublich aufgeregt und alleine die Vorfreude und Vorbereitungszeit (die mit einer knappen Woche eher kurz war) war wundervoll. Island im Winter. Die Reaktionen waren toll 😉 denn die allermeisten unserer Verwandten und Bekannten waren zwar einerseits ziemlich begeistert, kamen aber nicht umhin uns darauf hinzuweisen, dass es dort ja doch eher kalt sein würde. Nun, auch wir haben uns im Vorfeld mit Thermokleidung eingedeckt, noch schnell eine neue Winterjacke gekauft die wasser- und winddicht ist und unseren Klamotten-Bestand daraufhin überprüft ob er dem Zwiebel-Prinzip gerecht werden würde.

Als Veganer in Island – oder: Der Witz von der Vegetarier-Hölle

Natürlich beinhaltete unsere Vorbereitung auch ein bisschen Landeskunde und die wichtige Frage: Was werden wir essen können? Im Vorfeld haben wir einige hilfreiche englischsprachige Blog-Artikel zu dieser Frage gefunden (zum Beispiel hier, hierhier, hier und hier), die einerseits Mut machten (wir werden nicht verhungern), andererseits ein bisschen Angst (aber vielleicht kommen wir arm nach Hause). Island ist nicht gerade Berlin – oder um es anders zu sagen, es gibt einen Witz, in dem auf die Frage „Wo liegt die Hölle für einen Vegetarier der nicht artig gewesen ist?“ antwortet „in Island“. Nun, auf den ersten Blick mag das stimmen, denn die isländischen Nationalspeisen lesen sich wie eine Liste der Grausamkeiten und beinhalten Tier-Arten und Teile bei denen auch die meisten Mitteleuropäischen Fleisch-Esser schlucken müssen (Schafskopf, fermentierter Hai, Walfleisch, Papageientaucher usw.), Skyr, eine Joghurt-Variante, ist da vergleichsweise harmlos, wenn auch kein Stück vegan. Dazu kommt, dass man überall lesen konnte, Gemüse und Obst sei schwierig zu bekommen und wenn dann unglaublich teuer. Gut, dachten wir, dann essen wir halt eine Woche Spaghetti mit Tomatensoße. Wichtig war uns allerdings, dass wir eine eigene Kochmöglichkeit haben werden – eine Ferienwohnung war also das Mittel der Wahl. Wir haben uns darauf eingestellt uns einfach selbst zu versorgen, ein paar Tupperdosen mitgenommen und sind am 2. Januar freudig aufgeregt ins Flugzeug Richtung Reykjavík gestiegen.

Icelandair – eine etwas andere Fluggesellschaft

Die erste positive Überraschung war unser Flug. Wir sind mir Icelandair geflogen und haben schon im Flugzeug gespürt, dass in Island manches anders sein wird als zu Hause. Es war irgendwie entspannter. Noch nie haben wir so freundliche Stewardessen erlebt. Ihr Lächeln war freundlich und warm, nicht erzwungen und versteinert und sie sahen nicht alle gleich aus, sondern waren insgesamt einfach „normale“ Frauen – durchaus charismatisch – bei denen wir gemerkt haben dass sie uns Fluggäste tatsächlich als Gäste betrachten, nicht als Übel das da dummerweise mitfliegt. In der Economy-Class ist das Essen nicht inklusive, wir haben auf dem Hinflug jede ein Stück Obst gekauft und konnten somit sogar beim Flug einen veganen Snack genießen. Wenn ihr selbst nach Island fliegt empfehlen wir Euch auf dem Hinflug rechts und auf dem Rückflug links zu sitzen – so könnt ihr Island schon aus der Luft ein bisschen bewundern.
Nach gut dreieinhalb Stunden Flugzeit (Start war in Frankfurt) kamen wir am Nachmittag in Keflavik an. Der internationale Flughafen liegt etwa 50km südwestlich von Reykjavik. Von hier kann man mit dem FlyBus nach Reykjavík fahren (der vom dortigen BSI Busbahnhof auch noch Shuttles zu den einzelnen Hotels anbietet und sich nach den Ankunftszeiten der Flüge richtet). Wir haben uns jedoch entschieden für die gesamte Dauer unseres Urlaubs einen Mietwagen zu buchen. So wurden wir von einem etwas schweigsamen Sixt-Mitarbeiter im Flughafengebäude abgeholt und samt unseres Gepäcks zum 300m entfernten Sixt-Büro gebracht. Gebucht hatten wir ein Auto der Golf-Klasse (kennen wir 😉 ) und es erwartete uns ein Chevrolet Cruze Kombi (kennen wir nicht). Das Auto kam uns riesig vor! Wir haben uns jedoch sehr schnell mit ihm angefreundet und kurze Zeit später waren wir auf dem Weg über die wunderbar beleuchtete Straße 41 nach Reykjavík. An welchen Naturschönheiten wir da vorbeigefahren sind, konnten wir leider nicht sehen, denn es war zu diesem Zeitpunkt schon stock-duster…
Die Schlüssel für unsere Wohnung bekamen wir in einem Schlüsselsafe, der Parkplatz war schnell gefunden, rein in die Wohnung, raus ins Auto – wir wollten sofort einkaufen gehen, denn wir hatten Hunger!

Die haben da doch kein Gemüse! – oder: Vegan Einkaufen in Reykjavík, die besten Tomaten des Jahres, lebender Salat und artgerechte Frucht-Haltung

In Island gibt es Supermärkte die nur bis 17 oder 18 Uhr geöffnet haben, und andere, die sehr lange – bis 23 Uhr – oder sogar 24 Stunden an 7 Tagen die Woche geöffnet sind. Zwischen diesen Märkten gibt es wohl enorme Preisunterschiede – die 24 Stunden Märkte haben wir nicht ausprobiert, aber am ersten Abend waren wir bei Vidir, einem Markt der sich laut unserer Recherche auf frisches, gesundes Essen spezialisiert hat und bis 23 Uhr geöffnet hatte.

Bei der Vorbereitung auf die Supermarkt-Frage war die ohnehin wundervolle Seite „I heart Reykjavík“ unheimlich praktisch, denn auf dieser Seite http://www.iheartreykjavik.net/2013/07/the-ultimate-guide-to-food-shopping-in-iceland/ findet ihr eine tolle Karte auf der ihr alle Supermärkte in Island mit den zugehörigen Öffnungszeiten sehen könnt und dazu gibt’s ein paar Erklärungen zu den verschiedenen Supermarktketten – wir haben bei unserem Besuch in Island den weit verbreiteten Discounter Bonus und die noch relativ kleine Kette Vidir kennengelernt.
Eines der möglichen Probleme dass sich im Vorfeld bei unseren Recherchen abzeichnete war, dass wir an vielen Stellen lesen mussten, dass Gemüse in Island schwer zu bekommen und wenn dann sehr teuer wäre. Nun waren wir ja nicht im isländischen Hinterland unterwegs, sondern im Ballungsgebiet Reykjavík, so dass wir recht guter Dinge waren, zumindest ein paar Äpfel und Bananen zu bekommen ohne den Reisepreis ins unermessliche steigen lassen zu müssen 😉
Wie gesagt, am ersten Abend war es zu spät für den Bonus um die Ecke unserer Ferienwohnung, also haben wir uns für Vidir entschieden. Dort angekommen konnten wir folgendes feststellen: Zum Einen ist in diesem Supermarkt die Auswahl an Obst, Gemüse und Salat durchaus mit der Auswahl in normalen deutschen Supermärkten vergleichbar und auch vegane Produkte sind durchaus verfügbar – Sojamilch, Mandelmilch, sogar ein paar Superfoods (es gab einiges von Naturaya), Mandelmus und anderen leckeren Bio-Schnick-Schnack gab es bei Vidir – aber die Preise ließen uns durchaus schlucken. Blumenkohl und Brokkoli kosteten so um die 5 Euro, Mandelmilch ebenfalls. Wir haben erstmal nur das nötigste gekauft und waren neugierig wie es am nächsten Tag bei Bonus sein würde.
Das war eine gute Entscheidung: Die weiteren Einkäufe haben wir bei Bonus getätigt – sowohl mitten in der Stadt als auch bei unseren Ausflügen im Umland. Die Auswahl auch an veganen Lebensmitteln war prima, wir sind sehr gut zurechtgekommen. In jedem Bonus haben wir verschiedene Varianten an Pflanzenmilch gefunden, es gibt Obst und Gemüse reichlich, meist zu Preisen die mit den deutschen Preisen vergleichbar sind, manchmal etwas teurer. Besonders erstaunt waren wir über die niedrigen Preise für Acodavos (ein Netz mit 6 traumhaft perfekten Avocados hat so um die 4 Euro gekostet!). Bei Bonus haben wir sogar Cashew-Mus gefunden und es gab unsere Lieblings-Tee-Marke: Pukka-Tee! Unsere Angst zu verhungern oder zu verarmen war endgültig beseitigt 😉 das einzige das wir nicht finden konnten war eine reine Pflanzenmargarine.
Interessant ist, dass der Aufbau der (Bonus-)Supermärkte anders ist als bei uns: Im Supermarkt gibt es einen leicht gekühlten Raum für Obst- und Gemüse, danach kommt ein normal-temperierter Raum in dem es Brot gib und in dem auch die Bananen hängend lagern (Bananen mögen es nicht kalt). Dahinter folgt ein sehr kühler Raum in dem es Fleisch, Milchprodukte und Pflanzenmilch gibt – hier haben wir übrigens sogar Reis-Sahne gesehen, aber nicht ausprobiert.
Die Qualität des Gemüses war übrigens hervorragend! Die Tomaten waren so lecker, dass wir mehrere Packungen davon verschlungen haben – wir haben wirklich selten so schmackhafte Tomaten gegessen. Besagte Avocados waren von einer geschmacklichen, konsistentiellen und optischen Qualität die man in Deutschland bei Avocados oft suchen muss. Die Birnen waren saftig aber nicht matschig, die Äpfel perfekt, die Bananen ebenso. Und unser Highlight: Salat konnten wir in kleinen Töpfchen kaufen – er war also tatsächlich erntefrisch wenn wir ihn dann verarbeitet haben.
Die vegane Selbstversorgung in Reykjavík ist also überhaupt kein Problem. Wir haben fantastisch gegessen: Abends gab’s Nudeln, Gemüse-Reis-Pfanne, Ofenkartoffeln, Pizza – mittags hatten wir belegte Brote, Rohkost, gebackene Teilchen oder ähnliches dabei.
An dieser Stelle noch ein Hinweis zum Bezahlen: In Island ist es völlig üblich, alles, wirklich alles, mit Kreditkarte zu bezahlen – auch kleinste Beträge. Wenn wir bar bezahlt haben, hatten wir meist das Gefühl, damit eher ein bisschen zu stören. Island ohne Kreditkarte ist rückblickend fast unmöglich: Tankstellen sind häufig Automatentankstellen die nur mit Kreditkarte funktionieren und selbst in Cafés ist bar zahlen derartig unüblich, dass es einmal eher schwierig war, Wechselgeld zu bekommen. Es ist also durchaus sinnvoll, sich vor dem Urlaub eine Kreditkarte (mit PIN) zu besorgen (wenn noch nicht vorhanden) und ein entsprechendes Limit mit der Bank zu vereinbaren – erst recht wenn ihr einen Mietwagen gebucht habt, denn bei der Abholung des Mietwagens wird ein Betrag in Höhe der Kaution auf der Kreditkarte des Fahrers blockiert und steht nicht mehr zum Einkaufen zur Verfügung.

Reykjavík – die kleine gemütliche Großstadt

Unsere Ferienwohnung lag am Anfang der Reykjavíker Haupteinkaufsstraße, dem Laugavegur – eine perfekte Lage für uns, denn wir konnten die Innenstadt wunderbar zu Fuß erkunden. Am ersten Tag haben wir einen tollen Einkaufsbummel durch die Stadt gemacht – durch kleine Läden die es nur hier gibt, und mit der Möglichkeit zwischendurch immer wieder durch eine Seitenstraße auf’s Meer und den wunderschönen Reykjavíker Hausberg – die Esja – zu erhaschen. Es gibt keine Fußgängerzone in Reykjavík, aber die Autos fahren so vorsichtig, dass das kein Problem ist. Gegen 13 Uhr, bei Sonnenhöchststand haben wir der Hallgrímskirkja einen Besuch abgestattet, deren Turm man mit einem Aufzug „besteigen“ kann. Der Ausblick von dort oben ist atemberaubend. Das Licht – das uns in Island immer wieder atemlos zurückgelassen hat – beleuchtet Reykjavík in einer Klarheit, Wärme und Schönheit die weder mit Worten zu beschreiben noch mit Fotos zu erfassen ist. Die bunten Dächer dieser schönen Stadt, der Blick auf die traumhafte Esja, die immer tief stehende Sonne die einem das Gefühl gibt, dass den ganzen Tag entweder gerade Sonnenauf- oder Sonnenuntergang herrscht… das alles ist von einer Schönheit die ihresgleichen sucht. Danach haben wir das gemütlich, verschrobene Café Babalu (Skólavörðustígur 22A, https://sites.google.com/a/babalu.is/babalu/) besucht, Pukka-Tee getrunken und tollen veganen Carrot-Cake gefuttert. Hach 🙂

Weiter ging’s zum Tjörnin, dem innerstädtischen See in Reykjavik, der, größtenteils zugefroren, den Reykjavikern zum Schlittschuhfahren dient, hunderten Enten, Gänsen und Schwänen zum Überwintern und uns zum Bestaunen und Bewundern. Den Rückweg nahmen wir vorbei an Harpa, dem Konzertgebäude auf dem Fahrradweg der parallel zur Straße mit dem schönen Namen „Sæbraut“ führt und unseren Lieblingsausblick während des gesamten Urlaubs bot: Die Esja, immer wieder. Dieser beeindruckende Berg der zu jeder Tageszeit ein bisschen anders aussieht, immer zauberhaft und atemberaubend schön… Wir werden sie vermissen…
Auch in den nächsten Tagen haben wir Reykjavík weiter erforscht. Wir sind auf den Öskjuhlíð „gestiegen“, auf dem Perlan trohnt, Reykjavíks Warmwasserspeicher mit Aussichts-Glaskuppel. Der Aufstieg lohnt sich, der Ausblick ist fantastisch (aber man kann den Aufstieg auch bequem mit dem Auto vornehmen). Wie überall in Island wird auch in Reykjavík mit Geothermaler Energie geheizt und das Wasser kommt direkt aus der Erde – das ist nicht nur Umweltfreundlich und hat zur Folge dass es keine (stinkenden) Schornsteine gibt, sondern es ist auch unglaublich lecker. Nirgends haben wir so tolles Wasser getrunken wie aus der Isländischen Leitung!
Wir haben den innerstädtischen Strand besichtigt, bei dem im Sommer mit heißem Wasser ein Bereich des Atlantiks auf etwa 20 Grad erhitzt wird und bei dem es natürlich auch einen der vielen Hot Pots gibt. Wir waren in Seltjarnarnes, einem kleinen Städtchen das direkt westlich an Reykjavík angrenzt und einen Leuchtturm hat den man nur bei Ebbe erreichen kann (was wir ebenfalls getan haben). Eines der Highlights in Reykjavík war außerdem unser abendlicher Besuch im Freibad Laugardalslaug, wo wir bei -1° im Dunkeln inmitten von Reykjavíkern unsere Bahnen gezogen und uns anschließend in den Hot Pots aufgewärmt haben. Das war herrlich. Die Badekultur der Isländer ist was ganz besonderes…das Schwimmbad ist hier eine Hauptschlagader des sozialen Lebens. Auch politische Debatten, so heißt es, wurden schon im Hot Pot ausgetragen… Es herrschen, ganz anders als sonst im Lande, ganz strenge Regeln: Bevor man die Umkleide betreten darf müssen zunächst die Schuhe auf ein bereitgestelltes Regal abgelegt werden. Jeder muss sich vor dem Betreten des ungechlorten(!) Wassers gründlich und ohne Badeanzug mit an Ort und Stelle bereit gestellter Seife an allen auf einer Schautafel aufgezeigten Körperstellen gründlich waschen, erst dann darf das Bad betreten werden. Beim Verlassen ist gründlich darauf zu achten, dass man den Umkleidebereich erst vollständig getrocknet betritt: Die Isländer wollen in der Umkleide keine nassen Füße kriegen. Es war sehr angenehm und wir haben noch nie einen derartig sauberen Umkleidebereich eines Schwimmbads gesehen!
Natürlich gibt es in Reykjavík auch ein paar Möglichkeiten auswärts vegan essen zu gehen – diese haben wir aber nicht genutzt. Wenn ihr hier etwas sucht, empfehlen wir einen Blick auf Happy Cow (http://www.happycow.net/europe/iceland/reykjavik/). Wovon wir euch aber auf jeden Fall noch berichten wollen ist unser absolutes Lieblingscafé in Reykjavik, das „C is for Cookie“ (Tysgata 8, https://www.facebook.com/cookie.reykjavik). Dieses Örtchen ist einfach wundervoll – durchdrungen von einer entspannten, gemütlichen Wohnzimmeratmosphäre – mit tollem Tee, Café mit Sojamilch, gratis Wasser (was in Island üblich ist), veganem Kuchen, Suppen und Humus (einfach nachfragen) und tollen Leuten die dort arbeiten. Wir waren insgesamt drei mal dort und wurden schon beim zweiten Mal begrüßt wie alte Bekannte. Der Carrot-Cake in kleinen Schälchen ist zum reinsetzen, die Cookies mit Zartbitter-Schokolade ebenso und die Soja-Latte wird mit kleinen Kunstwerken auf dem Schaum präsentiert. Von diesem kleinen Ort sind wir vollauf begeistert und neben der Esja wird es das C sein, dass wir schmerzlich vermissen werden… Vielen Dank liebes Team für die schönen Stunden bei Euch!
Island insgesamt und damit auch Reykjavík haben übrigens eine sehr sehr niedrige Kriminalitätsrate – die Isländer sind entspannt, freundlich und scheinen einander zu vertrauen. An unserem letzten Tag in Reykjavík durften wir im C is for Cookie nun also erleben wovon wir schon gelesen hatten: Die Reykjavíker Eltern lassen ihre warm eingepackten Babys einfach im Kinderwagen vor dem Café schlafen während sie drinnen etwas trinken und sich mit Freunden treffen. Das fanden wir absolut unglaublich, cool und sympathisch.

Ice, ice, Baby – oder: Autofahren, Straßenzustandsberichte und das Geräusch von Spikes auf der Straße

Wir waren jedoch nicht nur zur Fuß unterwegs, sondern auch mit unserem Mietwagen. Wie alles andere, ist auch Autofahren in Island erfreulich entspannt – was unter anderem an strikten Tempolimit liegt: Mehr als 90 darf man nirgends fahren, die Strafen für Geschwindigkeitsübertretungen sind hoch, die Blitzer stehen dicht. Nirgends wurden wir bedrängelt, die Isländer scheinen Schnellfahren nicht als so wichtig anzusehen wie viele Deutsche – das war sehr angenehm und wir kannten diese Entspanntheit schon aus Dänemark, wo ebenfalls ein striktes Tempolimit in Kombination mit hohen Strafen für ein gutes Gefühl sorgt. Die Haupt-Straßen in Reykjavík waren zu jeder Zeit unseres Urlaubs gut befahrbar, die Nebenstraßen und die meisten Parkplätze mit dickem Eis überzogen – das war oft lustig wenn wir zu Fuß irgendwo hin wollten und der Wind uns über das Eis geschoben hat… Viele Autos in Island haben nicht nur einfache Winterreifen sondern fahren mit Spikes – was ein ziemlich lautes Geräusch auf den Straßen macht aber vermutlich sehr nützlich sein kann.

Ein bester Freund im Island-Urlaub ist der Straßenzustandsbericht (http://www.vegagerdin.is/english/road-conditions-and-weather/), bei dem man jederzeit den aktuellen Zustand der großen Straßen Islands abfragen kann. Wir haben ihn vor jedem Ausflug konsultiert und sind dann nur die grünen Straßen gefahren.

Unterwegs rund um Reykjavík

Unsere Ausflüge mit dem Auto führten uns auf die Halbinsel Reykjarnes, die vielen vor allem wegen dem Flughafen Keflavik ein Begriff ist, aber auch ohne diesen wunderschöne Lava-Landschaften bietet. Abseits der viel befahrenen Straße 41 sind wir auf der 420 durch eine Mondlandschaft gefahren. Die Straße war absolut leer, wir konnten einfach anhalten und haben kein anderes Auto gestört. An einer Stelle bekamen wir Besuch von einem wunderschönen Island-Pferd, dass vielleicht mal gekrault werden wollte 😉 Bei der Weiterfahrt über Gardur und Sandgerdi konnten wir tolle Klippen, den stürmischen Atlantik und insgesamt eine wunderschöne Aussicht genießen und den Tag in der blauen Lagune ausklingen lassen. Die blaue Lagune – DAS Touri-Highlight Islands mit einem enormen Eintrittspreis von 35,- pro Person (im Winter) ist ein solch schönes und einmaliges Erlebnis, dass wir den Besuch allen ans Herz legen, die mit warmem Wasser und/oder einer besonderen Atmosphäre etwas anfangen können. Noch auf dem Weg vom Parkplatz zum Eintrittsgebäude konnten wir uns kaum vorstellen unsere Stormlock-Mützen abzusetzen, kurze Zeit später standen wir im Badeanzug am Becken-Eingang. Das Wasser ist wundervoll warm und hat eine Farbe die wundervoll hellblau-türkis ist. Das dampfende Wasser ist so blickdicht, dass man den schwarzen Sandboden nicht sehen kann. Am Beckenrand stehen Behälter mit Silizium-Matsch den man sich als Maske ins Gesicht geben kann und es ist einfach toll, in diesem riesigen Becken gemütlich vor sich hin zu dümpeln. An einer kleinen Bar kann man aus dem Wasser heraus Getränke kaufen – wir haben uns für einen leckeren grünen Smoothie entschieden. In einer anderen Ecke donnert ein heißer Wasserfall ins Becken und sorgt für eine Rückenmassage und es gibt auch ein Dampfbad und eine Sauna….

An einem weiteren Ausflugstag haben wir den Hvalfjördur umfahren – 80km rund um einen Fjord vorbei an Bergen, dem Meer, kleinen Naturschönheiten und großen Abgründen. Auch hier – immer wieder – wie hübsch und toll all das ist, kann von keinem Foto der Welt eingefangen werden. Am Ende dieser Strecke wartete die Stadt mit dem wunderschönen Namen Akranes auf uns, die einen fabelhaften schwarzen Sandstrand zu bieten hat, der definitiv auch einen Besuch wert ist.
Ganz nah an Reykjavík liegt außerdem die Stadt Hafnarfjördur, die drittgrößte Stadt Islands. Die Isländer im allgemeinen glauben, dass sie ihre Insel mit Elfen und Trollen teilen und in dieser Stadt darf z.B. erst neu gebaut werden wenn geklärt ist dass der Bauplatz elfenfrei ist… sehr bezaubernd. Viele Isländer bauen in ihren Gärten kleine Holzunterkünfte für die Mitglieder des verborgenen Volkes. Wir haben uns einen sehr verwunschenen Park angesehen, indem es der Legende nach an Elfen und Trollen nur so wimmelt… es war ein wundervoller Ort, nur leider ein wenig vereist, so dass unser Spaziergang durch den Park eine echte Rutschpartie war, aber wir haben jede Menge Glitzersteine, Höhleneingänge und Zauberbäume gefunden. Im Sommer gibt es in Hafnarfjördur sogar Führungen zum verborgenen Volk – schade dass wir diese im Winter nicht mitmachen konnten.

Wer suchet der findet leider nicht immer – wie wir das Nordlicht zweimal nicht gesehen haben

Das Nordlicht war einer der Gründe, weswegen wir unbedingt im Winter nach Island wollten – denn es ist aufgrund der Lichtverhältnisse nur von Herbst bis Frühjahr aber nicht im Sommer zu sehen. Manche halten es für kitschig, aber es ist definitiv eines der hochgelobten Highlights in Island und wenn es nur halb so schön ist wie die Fotos und Gemälde auf denen es zu sehen ist, so ist es atemberaubend.
Auf dieser Internetseite http://en.vedur.is/weather/forecasts/aurora/ könnt ihr die Nordlicht-Vorhersage für Island in den nächsten Tagen checken. Grundsätzlich ist es wohl auch aus Reykjavik zu sehen, wenn man nicht gerade mitten in der Stadt steht, besser ist wohl aber aus der Stadt herauszufahren, um möglichst dunkle Bedingungen zu haben. An einem Abend haben wir eine Nordlicht-Tour per Boot mitgemacht, was mit 50,- pro Person zwar teurer ist als das Bus-Pendant (etwa 30,- Euro), aber ein Boot ist natürlich auch viel cooler als ein Bus und wir dachten uns, dass wir dann wenigstens den Ausblick auf die Reykjavíker Lichter haben, falls wir das Nordlicht nicht sehen.
Wir haben uns extra warm eingepackt und sind runter zum Hafen marschiert und dann an Bord der Andrea gegangen. Dort wurde uns empfohlen über unsere extra warme Kleidung noch einen einteiligen Wärmeanzug zu ziehen um warm genug für die kalte Nordatlantik Luft zu stecken…das haben wir uns nicht zweimal sagen lassen. Als Michelinmännchen sind wir dann aufs Außendeck gegangen (wobei es schwierig war, sich bewegen zu können) und haben uns durch die wunderschöne isländische Nacht schaukeln lassen. Der Mond über der Stadt und die beeindruckenden Lichter der Stadt waren absolut sehenswert…das Nordlicht blieb uns aber leider verborgen. Wir hätten die Tour noch einmal kostenlos wiederholen können, weil wir das Nordlicht nicht gesehen haben, doch dazu kam es leider nicht, denn die Nordlicht-Vorhersage sah in den nächsten Tagen eher schlecht aus. Nur am letzten Abend so gegen 18 Uhr schien es noch einmal eine Chance zu geben. Wir sind also mit dem Auto Richtung Seltjanarnes gefahren und haben dort eine Stunde in die Sterne geschaut, bis Wolken den Himmel langsam verborgen haben. Diesmal hatten wir also kein Glück mit dem Nordlicht – vielleicht beim nächsten mal…

Das verborgene Volk – oder: Wie wir kurz vor der Abfahrt von einem Troll geweckt wurden

Wir haben schon davon geschrieben, in Island wohnen nicht nur die sympathischen, entspannten isländischen Menschen, sondern auch das verborgene Volk, dem wir in Hafnarfjördur einen Besuch abgestattet haben. Am letzten Morgen hatten wir dann noch ein besonderes Erlebnis und wir schreiben es eben diesen besonderen Isländern zu 😉
Unser Flug ging früh, um 7:35, so dass wir mitten in der Nacht um halb drei aufstehen mussten um rechtzeitig und entspannt zum Flughafen zu kommen. Wir hofften noch dass unser Wecker nicht versagt und legten uns am Abend noch einmal hin. Um 2:25 klingelte es an der Haustür. Das war ungewöhnlich, denn es war mitten in der Nacht und während der gesamten Zeit hat es nie geklingelt – die Straßen waren ausgestorben. Bis wir am Türöffner mit Kamera waren, stand dort niemand mehr. Wir vermuten, ein guter Troll oder eine kleine Elfe hat dafür gesorgt dass wir auf keinen Fall verschlafen – vielen Dank, liebes verborgenes Volk!

Wir kommen wieder!

Nun sind wir am Ende dieses langen Berichtes gekommen und ich hoffe wir haben niemanden damit gelangweilt sondern Lust auf dieses traumhafte Land gemacht und dem ein oder anderen ein paar Tips geben können. Wir waren sicherlich nicht das letzte mal in Island, es war einer der schönsten Urlaube die wir bisher erlebt haben!

Falls ihr irgendwelche Fragen zu einem geplanten Urlaub in Reykjavík oder Island als Veganer habt, dürft Ihr Euch gerne per Mail oder Kommentar bei uns melden. Natürlich sind wir nach nur eine Woche in diesem wunderbaren Land weit davon entfernt Island-Experten zu sein, aber schlimmstenfalls können wir sie nicht beantworten 😉